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Clemmys guttata (SCHNEIDER, 1792)
Die nordamerikanische Tropfenschildkröte ist einer der kleinsten Schildkrötenarten überhaupt. Sie erreicht eine Carapaxlänge von circa 8 bis maximal 12,7 cm. Nach der Revision der Gattung Clemmys ist C. guttata die einzig verbliebene Art. Die früher ebenfalls in diese Gattung integrierten C. muhlenbergi und C. insculpta werden nun als Glyptemys, C. marmorata als Actinemys geführt.
Achtung fehlerhafte Haltung:
In einer früheren Arbeit habe ich die Gemeinschaftshaltung publiziert. Becker (1994), Elaphe (N.F.), 1994 Band 2 / Heft 2

Nach meinem heutigen Wissenstand ist diese Art der Haltung nicht praktikabel und führt zum Verlust der Tiere. Erste Anzeichen für den Stress der Tiere war ein deutliches Absinken der Befruchtungsrate bis nachher kein Ei mehr befruchtet war. Anschließend kam es zum Tod erst eines Weibchens, dann eines Männchens. Daraufhin bin ich zur strikten Einzelhaltung übergegangen.

Aussehen:
Kleine gelbe Punkte und Flecken befinden sich auf dem schwarzen Carapax. Auch am Kopf und Hals befinden sich gelbe bis orangerote Flecken. Die Anzahl und Farbintensität dieser Punkte und Flecken ist von Individuum zu Individuum sehr unterschiedlich. Die markante Fleckzeichnungen auf Panzer und Kopf dient meiner Meinung nach nur Tarnung. Inmitten der Vegetation in der Natur, besonders in flachen Tümpeln und Seen mit Wasserlinsen ist die kleine Schildkröte nicht zu entdecken und verschwimmt mit ihrer Umgebung. Als Beispiel ist hier ein Foto einer Emys eingefügt, wo der Effekt erkennbar ist.
Verbreitung:

Das Verbreitungsgebiet von Clemmys guttata reich fast über die gesamte Ostküste der USA und Südkanada. Genauer gesagt von Südost Kanada über Nordost Illinois und Michigan nach Süd–Maine und südlich bis zum Nördlichen Florida. Damit ist eine generelle Aussage zur Haltung und zu den Temperaturbedingungen bereits sehr schwierig. Einige Züchter halten ihre Tiere im Freiland und haben gute Erfolge damit. Andere bevorzugen die reine Terrarienhaltung und haben auch damit Erfolg. Sicherlich wäre es sehr hilfreich, die Herkunft der Tiere zu kennen. Das ist sicherlich immer schwierig, da die meisten Tiere entweder als Nachzuchten oder aus dem Tierhandel kommen.

Geographisch unterschiedlich gefärbte Tiere sind nicht bekannt.

Lebensraum:
ROGNER (1985) gibt in seinem Buch Schildkröten 1 an, dass die Tropfenschildkröte vor allem in kleineren, weichgrundigen und sehr vegetationsreichen Gewässern, aber auch in kleineren vom Wald umgebenen Flüssen lebt. Dort sollen sie vorwiegend im Flachwasserbereich am Boden herumwandern. Clemmys guttata gilt als nicht so gut schwimmende Schildkröte.
Futter:
Clemmys guttata frisst sowohl pflanzliche wie auch tierische Kost. Sie bevorzugt allerdings klar die tierische. Sie lässt sich aber auch ohne Probleme mit Pelletfutter oder Schildkrötenpudding füttern. Zur pflanzlichen Kost gehören süße Früchte wie vor allem Bananen, die gerne genommen werden. Als tierische Kost können Regenwürmer, Zophopaslarven, Grillen und Heimchen, Kellerassel, aber auch Nackt- und Gehäuseschnecken und Babymäuse dienen.
Es könnte ein Problem sein, wenn im Winter fangfrische Regenwürmer aus dem Garten verfüttert werden. Ein befreundeter Züchter berichtete mir, dass sich während es Winters Giftstoffe im Regenwurm anreichern. Dadurch könnten die Tiere Schaden nehmen. Ich verzichte deshalb während des Winters darauf, Regenwürmer auszugraben und zu verfüttern.
Unterbringung:
Der Tropfenschildkröte sollte ein Aquaterrarium geboten werden, welches sowohl einen großzügigen Land- wie auch Wasserteil enthält. Grundsätzlich sollte aber bemerkt werden, dass man lieber ein kleineres Terrarium und Einzelhaltung als ein großes mit der Vergesellschaftung mehrere Tiere macht. Die Größe von Clemmys guttata verführt dazu, dass man sagt, man kann ja relativ viele Tiere in relativ kleinem Behälter halten. Das führt aber unweigerlich zum Verlust der Tiere.
Die Größe meiner Terrarien ist LBH 100x40x40cm. In einem Abstand von circa 30 cm ist eine Glasplatte eingeklebt, sodass das Landteil die Grundfläche von 30x40cm, dass Wasserteil von 70x40cm hat. Über die Glasplatte wurde eine Korkröhre geklemmt um einen Übergang vom Wasser zum Land zu haben. Als Bodengrund im Landteil wird Spielplatzsand verwendet. Über dem Landteil ist eine 60Watt Spotlampe angebracht um dem Tier die Möglichkeit zum Aufwärmen zu geben.
Im Wasserteil befinden sich einige Sandsteine und Plastikpflanze um das Becken zu strukturieren und Versteckmöglichkeiten zu bieten. Der Wasserstand ist circa 12 bis 15 cm. Das Wasser wird mit einem handelsüblichen Eheim Außenfilter gefiltert.
Aber wie schon mehrfach gesagt: In einem Terrarium befindet sich eine C. guttata. Die Vergesellschaftung mit anderen Schildkrötenarten wie z.B. Mauremys japonica und Sternotherus minor peltifer machte aber keine Probleme.
Überwinterung:
Die Tiere verbleiben in ihren Terrarien. Beginnende Mitte November wird die Beleuchtungsdauer stetig reduziert und Mitte Dezember gänzlich ausgeschaltet. Die Temperatur im Terrarienraum beträgt dann tagsüber zwischen 12 und 14°C, fällt nachts aber nie unter 10°C. Dort verbleiben die Tiere bei Dunkelheit für circa 6 Wochen. Ende Januar wird die Beleuchtungsdauer langsam wieder erhöht.
Negative Erfahrungen bei der Überwinterung:
2001 habe ich einen Teil meine Tiere in ein neugebautes Gewächshaus überführt. Auch hier habe ich Einzelhaltung praktiziert. Während der Sommermonate kam es zu keinerlei Problemen, die Tiere kamen auch mit teilweise sehr hohen Außentemperaturen zu recht. Während der Winterzeit wurde das Gewächshaus geheizt um es so frostsicher zu halten. Die Temperaturen fiel aber Zeitweise und hauptsächlich auch nachts durchaus auf 3 bis 5!C. Mitte Januar stellte ich fest, dass ein Männchen und zwei Weibchen sehr starr und unbeweglich im Wasser lagen. Ich habe diese Tiere dann sofort in den Tarrarienraum überführt, wo eine Temperatur von 12 bis 14°C herrschte. Die Tiere waren weiterhin lethargisch und starben kurz danach. Ein weiteres im Gewächshaus befindliches Tier machte aber einen topfiten Eindruck und wurde im Gewächshaus belassen. Diese überstand die Überwinterung absolut ohne Problemen, jetzt im dritten Jahr. Ob durch die unterschiedliche geographische Herkunft ein solches Phänomen zu erklären ist oder die Todesursache andere Gründe hatte, lässt sich heute nicht nachvollziehen. Ich kann allerdings sagen, dass ich bei der Terrarienüberwinterung im Raum noch keine Ausfälle hatte.
Geschlechtsunterschiede:
Der Unterschied zwischen Männchen und Weibchen lässt sich vor allem bei adulten Tieren gut erkennen. Die Männchen besitzen einen konkaven Bauchpanzer und einen längeren und an der Schwanzwurzel dickeren Schwanz. Als weiteres Merkmal wird genannt, dass die Männchen eine dunklere bis graue Kinnzeichnung haben. Des lässt sich aber nur zur Bestimmung im direkten Vergleich heranziehen.
Paarung:
Einige Tage nach der Überwinterung, wenn die Tiere wieder gut fressen und aktiv sind, beginne ich damit, die Tiere zusammenzusetzen. Üblicherweise setzte ich das Männchen zu dem Weibchen. Das Weibchen wird durch diesen Vorgang schon genügend unter Stress gesetzt und sollte so wenigsten in seiner gewohnten Umgebung bleiben.
Man kann relativ schnell erkennen ob das Weibchens paarungsbereit ist oder nicht. Ist sie noch nicht paarungsbereit führt sie hektische Bewegungen aus und flüchtet geradezu panisch vor dem Männchen. Dann sollte man schnellstmöglich das Männchen aus dem Terrarium entfernen. Dr. Michael Reimann berichtete mir kürzlich von einem Todesfall, wo es genügt hatte, das Männchen und das Weibchen über Nacht in einem Becken zu belassen.
Ist das Weibchen paarungsbereit, streckt es den Kopf und den Hals weit heraus und verharrt vor dem Männchen. Dieser reitet dann auf. Ingo Schaefer hat darüber in seiner hervorragenden Arbeit über die Haltung und Nachzucht der Tropfenschildkröte, Salamandra, Band30/Heft 1 ausführlich publiziert. Er beschreibt in dieser Arbeit auch Versuche zu Reaktionen auf optische Signale.
Eiablage:
Die Eiablage erfolgte stets in den späten Abendstunden und dauerte bis zu 3 Stunden. Der eigentlichen Ablage gehen aber häufig tagelange „Probegrabungen“ voran. Beschleunigen kann man den Vorgang, indem man eine Stelle des Landteils mit warmen Wasser gut anfeuchtete.
Es wurden zwischen 2 bis drei Eier bei bis zu drei Gelegen pro Jahr abgesetzt. Es gab 25 Eiablagen mit insgesamt 62 Eiern. Es wurden 13 mal zwei und 12 mal 3 Eier gelegt. Die Hauptablegezeit ist April und Mai.
Monat
Anzahl der Gelege
Februar
1
März
1
April
9
Mai
8
Juni
5
Juli
1
Inkubation und Schlupf:
Die Eier wurden in einem nach den Angaben von Bernd Eidenmüller selbst konstruierten Inkubator bebrütet. Ich glaube es sollte inzwischen selbstverständlich sein, dass die Eier beim Überführen aus der Legegrube in den Inkubator nicht gedreht werden dürfen und in ihrer ursprünglichen Lage ins feuchte Vermiculit eingebetet werden. Die Eier werden etwa zur Hälfte eingegraben. Ob die Eierbefruchtet sind sieht man bereits nach einem Tag. Es bildet sich in der Mitte des Eis ein weißer Punkt, der sich du einer Bänderung vergrößert. Innerhalb der Inkubationszeit breitet sich diese Bänderung über das ganze Ei zu den Polkappen hin aus. Bei unbefruchteten Eiern bleibt das Ei blassgelblich.
Die Inkubationstemperatur betrug zwischen 27 bis 29°C. Das Substrat ist feuchtes Vermiculit. Die Inkubationszeit betrug zwischen 46 bis 64 Tagen. Das Schlupfgewicht lag zwischen 3,0g und 5,74g
Wasseraufnahme während der Inkubation:
Bei einer Untersuchung zur Wasseraufnahme während der Inkubation von Reptilieneiern wurde folgendes Ergebnis festgestellt:
Ei
Gewicht am Legetag
Gewicht nach 40 Tg.
Schlupfgewicht
1
6,9 g
8,68 g
4,86 g
2
6,93 g
10,7 g
5,74 g
Aufzucht der Jungtiere:
Die frisch geschlüpften Babies wurden in ein Plastikterrarium mit der Grundfläche 15x25cm einzeln verbracht. Der Wasserstand beträgt circa 3 cm. Die Einrichtung besteht, wie bei den Adulti, aus einigen flachen Sandsteinen und einer Vielzahl von Plastikpflanzen. Gefüttert werden die kleinen C. guttatas mit rote Mückenlarven, Kellerasseln, kleinen Regenwürmern, Schildkrötenpudding und Pelletfutter.
Auch hier ist eine Einzelhaltung vorzuziehen. Häufig kommt es dazu, dass einzelne Tiere unterdrückt werden, kümmern und letztlich verenden.
Erreichen der Geschlechtsreife:
ROGNER beschreibt, dass Männchen mit drei bis vier Jahren und einer Carapaxlänge von circa 8,5 cm die Geschlechtsreife erreichen. Mir erscheint das Erreichen der Geschlechtsreife bereits nach drei Jahren relativ schnell.
Ein bei mir am 07.08.1992 geschlüpftes Weibchen erreichte nach 6 Jahren die Geschlechtsreife und legte am 23.04.1998 erstmals Eier. Allerdings waren diese nicht befruchtet.