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Cuora galbinifrons (Bourret, 1939)
Hinterindische Scharnierschildkröten
Allgemeines:

Die hinterindische Scharnierschildkröte Cuora galbinifrons wurde von Bourret 1939 beschrieben, aber es dauerte fast 40 Jahre bis die ersten Exemplare nach Europa und den Vereinigten Staaten importiert wurden.
Wie bei allen Vertretern dieser Gattung ist ein Scharnier in der Mitte des Plastrons, die Schildkröten kann damit ihr Bauchpanzer vollständig verschließen.
Cuora galbinifrons ist eine terrestrischen lebende Art, die aber auch gerne ihren Wasserbehälter aufsucht. Die erdenen Farben und das gestrahlte Muster des Panzers ist eine effektive Tarnung auf dem Waldboden.
Es ist sehr wenig über die Ökologie der Wildpopulationen bekannt.
1994 bzw 1998 wurden mit Cuora g. bourreti und Cuora g. picturata weitere Unterarten beschrieben, jedoch hat es sich gezeigt, dass der Galbinifrons – Komplex genetisch zu verschieden ist. Damit scheinen die ehemaligen galbinifrons Unterarten wohl wirklich Artstatus zu verdienen.
Hauptunterscheidungsmerkmahl zu dem ehemaligen Cuora galbinifrons – Komplex ist die Plastronfärbung.

helles Plastron:
Cuora bourreti (OBST & REIMANN, 1994) - Bourret's Scharnierschildkröte
Cuora picturata (LEHR et al., 1998) - Scharnierschildkröte

dunkles Plastron:
Cuora galbinifrons (BOURRET, 1939) - Hinterindische Scharnierschildkröte

Der Cuora galbinifrons - Komplex (BOURRET, 1939) fand auf Grund seiner innerartlichen Variabilität in den letzten Jahren Beachtung von einigen Forschern, die allerdings zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen. Ähnlich wie bei den amerikanischen Terrapenarten ist die Variabilitätsbreite bei dem Cuora galbinifrons Komplex sehr ausgeprägt und es ist zu erwarten, dass die vorliegenden Arbeiten erst der Anfang und nicht das Ende sind.

Mehrere Expeditionen von z.B Edgar Lehr, Michael Rudolphi, eine holländisch / österreichischen Gruppe um de Bruin und Artner, sowie Thomas Ziegler in den vergangen Jahren versuchten Licht ins Dunkel zu bringen. Allerdings muss bedacht werden, dass der Grossteil der untersuchten Tiere aus dem Tierhandel stammen und sich oft keine exakten Fundorte bestimmen lassen. Angaben zur Herkunft stammen häufig von ansässigen Groß- oder Zwischenhändler, sodass sich allenfalls die Provinzen eingrenzen lassen.
Eine genauere Untersuchung der Habitate der unterschiedlichen Farbvarianten ist dringend erforderlich. Nur so ist zu verhindern, dass in der Lebendtierhaltung eine einheitliche „Cuora bourreti“ gezüchtet wird.

Zwischen den unterschiedlichen Varianten gibt es Überganges- und Mischformen, deren Untersuchungen ebenfalls dringend erforderlich wäre.
Lehr et al. 1998 führt aus, dass es sich bei der auf Hainan befindliche Population um eine Mischpopulation zwischen den beiden Unterarten Cuora g. galbinifrons und Cuora g. bourreti handele. Es sei anzunehmen, dass die beiden Taxa während der letzten Eiszeit (2,588 Millionen Jahren bis circa um 9.660 ± 40 Jahre v. Chr.) Tiefstände des Meeres nutzten, um ihr Areal bis nach Hainan ausdehnten. Dadurch sei es auf Hainan und in den damals trockengefallenen und heute vom Meer wieder überfluteten Gebiete zur Ausbildung einer Intergradationszone gekommen. Lehr et al vertreten die Auffassung, dass in der isolierten Inselsituation langsam ein Phänotyp entsteht, dessen Prozess aber noch nicht abgeschlossen ist.
In einer weiteren Arbeit haben Fritz et al. 2002 für die vietnamesischen Provinzen Ha Tinh und Quang Binh eine Integrationszone zwischen Cuora g. galbinifrons und Cuora g. bourreti nachgewiesen.

Bilder von Roland Zirbs

Cuora galbinifrons dunkler Typ

Extremitäten schwarz mit vereinzelten gelben Schuppen, Kopfzeichnung dunkel, Kinn und Kopfoberseite schwarz oder gelb, Plastron dunkel mit dunklem Strichmuster auf den gelben oder braunen Rippenschildern.

Cuora galbinifrons gelber Typ (in zwei Varianten)

Plastron: Breiter brauner Mittelstreifen entlang der Wirbelschilder, hineinragend in die Rippenschilder, Rippenschilder beige bis gelb mit vereinzelten Strichzeichungen
Typ 1: Extremitäten dunkel bis schwarz, mit gelben Schuppen, Kopfzeichnung eher gelblich. Auf dem ersten Rippenschild deutlich abgesetzte Strichzeichnung.

Typ 2 Ähnlich Typ 1, aber deutlich kleiner und flacher. Dunkle Pigmentierung auf gelbem Grund am Kopf

Cuora galbinifrons roter Typ

Brauner Carapax mit breiten dunkleren braunen Band mit strahlenförmigen Strichmuster entlang der Wirbelschilder, beige Zeichnung auf den Wirbelkielen, Strichzeichnung auf hellbraunen Grund auf den Rippenschildern, intensiv orange oder rote Weichteil und Kopfzeichnung

Cuora galbinifrons heller Typ

Helle Gundfarbe mit einen hellbraunen Band entlang der Wirbelschilder, hellbeige bis hellgelbe Färbung der Rippenschilder und der Marginale mit wenigen oder keiner schwarzen Strichzeichnung, Extremitäten und Kopf gräulich bis pastellfarben bis intensiv gelb und orange, wenig Schwarzanteile

Bei den nachfolgenden beiden Beschreibungen handelt es sich um in der Zwischenzeit revidierte Taxa:

Cuora galbinifrons serrata:
Die von Iverson&Mccord, 1982 beschrieben Art Cuora galbinifrons serrata, welche zwischenzeitlich von Fritz & Obst 1997als eigene Art Cuora serrata angesehen wurde, stellte sich durch Arbeiten von Parnhamet al., 2001 als Hybrid zwischen Cuora galbinifrons und Pyxidea mouhotti heraus.


Bild von Richard Struijk

Cuora galbinifrons hainanensis (Li, 1958)

In ihrer Arbeit von 1982 erkannten Iverson&Mccord die auf Hainan vorkomende Population mit Ausnahme von serrata als Vertreter der Unterart Cuora galbinifrons hainanensis an. Obst&Reimann (1994) revidierten diese Auffassung und sahen hainanensis als Synonym für die Nominatform Cuora galbinifrons galbinifrons an.

Haltung:

Aufgrund der großen Aggressivität untereinander muss cuora galbinifrons strikt einzeln gehalten werden. Die Tiere können nur zur Paarung zusammen gesetzt werden.

Das Terrarium hat die Maße LBH 100x55x50cm oder 100x80x60cm, der Unterteil einer Katzentoilette oder ein Blumenuntersetzer aus Plastik 30x30x8cm wird als Wasserteil genutzt. Eine Korkrinde, sowie ein Stein in der Katzentoilette erleichtern den Tieren den Ein – und Ausstieg.
Als Bodengrund verwende ich feuchten Rindenmulch welcher mit Moos und zeitweise mit Blättern bedeckt ist.

Im Sommer werden die Tiere bei bis 30o C feuchtem Klima (entweder Bodengrund
feucht halten oder sprühen) und mit 12 bis 14 Stunden Beleuchtung gehalten.
Die Überwinterung wird folgender maßen gestaltet:
Ab Ende September wird alle 2 Wochen die Beleuchtung um eine Stunde verkürzt bis die Lampen nur noch 6 Stunden an sind. Die Tiere verbringen nun die Zeit bei 12 bis 15o C für circa 2 bis 3 Monate. Im Frühjahr wird nun ab circa Mitte / Ende Februar umgekehrt verfahren.

Fütterung:

Cuora galbinifrons ist ein Allesfresser, es werden süße Früchte wie z.B. Bananen, Erdbeeren, Pfirsich usw., aber auch Pilze, tierische Nahrung wie z.B. Mäuse jeglicher Entwicklungsstufe, Eintagskücken, Zophopas, Katzenfutter, Schnecken, Regenwürmer, Garnelen, aber auch selbst Trockenfutter (Fischfit Mast 45/7) angenommen.
Wichtig dabei ist allerdings auf eine ausreichende Vitaminisierung zu achten. Deshalb habe ich ein von Markus Treppte entwickeltes Vitaminisierungsfutter abgewandelt und auf die Bedürfnisse meiner Tiere angepasst:
4 Multivitamintabletten werden in 400ml Wasser aufgelöst. Zu der Lösung werden nun gefriergetrocknete Süßwassergarnelen oder Bachflohkrebse gegeben, sowie Fischfit Mast 45/7 und circa 30 bis 60 min quellen lassen. Zugabe von 4 mal 400g Katzenfutter – kräftig mischen. Nun wird die Mischung mithilfe von Haferflocken fest angedickt – erneut quellen lassen .Sepia-Schale staubfein gerieben und im „Teig“ verrühren.
Portionsweise in Schälchen abfüllen und mit Stückchen süßen Früchten (Banane oder Pfirsiche) verfeinern.

Eiablage:

Es wurden 1 bis 4 Eier bei bis zu 2 Gelegen pro Jahr abgesetzt.
Es soll aber auch von einer Ausnahme berichtet werden: ein Weibchen legte 2011 in das Wasserbecken 7 Eier, davon waren 3 zerborsten. Die 4 Eier wogen zusammen 93,04g, was Gesamtwicht des Geleges von circa 160g entspricht
Die Eier werden etwa zur Hälfte in feuchtes Vermiculite eingegraben.
Sind die Eier befruchtet, bildet sich oben am Ei ein weißer Punkt, der sich innerhalb von zwei bis drei Tagen zu einer Bänderung erwächst.

Cuora galbinifrons              
Eiablage  
Anzahl Eier
Eigewicht
Schlupfdatum
Anzahl
Tage
Gewicht 
Bemerkungen
24.02.1997
dunkel
1
27.03.1997
dunkel
1
22,65 g 
0
10.06.1998
dunkel
2
02.05.2000
dunkel
1
21,82 g 
14.07.2000
dunkel
1
19,83 g 
12.04.2001
dunkel
2
22 g + 23 g 
30.05.2001
dunkel
2
21,3 g 
8. August 2001
1
71
16,67
nach 2 Jahren gestorben
22,6 g 
9. August 2001
1
72
15,41
nach 2 Jahren gestorben
25.06.2001
dunkel
1
2
Jun 02
dunkel
2
defekt 
30.04.2003
dunkel
2
02.06.2003
dunkel
2
29.05.2004
dunkel
1
08.06.2004
hell
3
12.06.2004
dunkel
1
05.07.2004
hell
2
13.07.2004
gelb
1
07.05.2007
gelb
3 (1)
30. Juli 2007
1
84
15,12
nach 1/2 Jahr gestorben
08.05.2007
gelb
4
25. Juli 2007
1
78
16,9
nach 1/2 Jahr gestorben
28. Juli 2007
1
81
16,73
nach 1/2 Jahr gestorben
13.06.2007
gelb
1
21.06.2007
gelb
1
30. August 2007
1
70
nur 3 Wochen gelebt
17.07.2007
hell
1
4
05.05.2008
hell
3
06.05.2008
gelb
1
02.06.2008
hell
2
02.07.2008
hell
3
Eier gebändert
07.06.2008
dunkel
1(1)
14.08.2008
1
Ei im Wasser
31.05.2009
hell
2 (1)
Ei im Wasser
04.06.2009
gelb
2 (1)
29.06.2009
03.07.2009
Nigl
2 (1)
Eier im Wasser
11.06.2009
gelb flach
2
28. August 2009
1
79
1
12.06.2010
gelb  hoch
1
14.05.2010
hell flach
3
8. August 2010
1
85
20,5
10. August 2010
1
87
19,267
11. August 2010
1
88
18,811
19.05.2010
gelb flach
2
05.06.2010
hell hoch
3
im Wasser
10.06.2010
gelb hoch
1
im Wasser
13.06.2010
hell hoch
1
30.06.2010
Nigl
2
01.07.2010
gelb flach
1
3
10.05.2011
gelb hoch
3
1. August 2011
1
81
20,351
3. August 2011
1
83
21,191
4. August 2011
1
84
20,187
15.05.2011
gelb flach
2
6. August 2011
1
81
17,557
9. August 2011
1
84
18,513
05.06.2011
gelb hoch
2
Eier defekt
14.06.2011
hell hoch
7
4 Eier = 93,04g
26.06.2011
hell flach
1
18. September 2011
1
83
18,88g
Tier am 23.09. gestorben
10.07.2011
Nigl
2
22.07.2011
Zoo
1
6
02.05.2012
hell flach
2
24. Juli 2012
1
83
22,341
25. Juli 2012
1
84
19,894g
Zwilling - 0,963g
02.05.2012
hell hoch
4
29. Juli 2012
1
88
17,918g
29. Juli 2012
1
88
16,631
04.05.2012
gelb flach
1
27. Juli 2012
1
84
19,973
03.06.2012
hell flach
2
22. August 2012
1
80
19,034
23. August 2012
1
81
20,094
Anfang Juni
Nigl
3(1)
5. September 2012
1
?
18,831g
6. September 2012
1
?
18,934g
21.06.2012
Nigl
1
15. September 2012
1
85
20,622g
03.07.2012
Zoo
1
10
26.04.2013
hell flach
3
25. Juli 2013
1
90
19,19g
25. Juli 2013
1
90
20,17g
26. Juli 2013
1
91
17,95g
28.04.2013
gelb flach
2
ein Ei defekt
28. Juli 2013
1
91
19,18g
29.05.2013
hell hoch
2
im Wasser / unbefruchtet
03.06.2013
hell hoch
1
im Wasser / unbefruchtet
10.06.2013
gelb flach
2
ein Ei unbefruchtet
3. September 2013
1
84
21,21g
11.06.2013
hell flach
2
5. September 2013
1
85
22,35
7. September 2013
1
offenes Schädeldach, nach 2 Tagen gestorben
18.07.2013
Zoo
1
unbefruchtet
7
29.03.2014
hell hoch
2
defekt
04.04.2014
hell flach
3
1 unbefruchtet
25. Juni 2014
1
82
19,96g
27. Juni 2014
1
84
20,53
09.04.2014
gelb flach
2
1 unbefruchtet
7. Juli 2014
1
85
18,34
26.04.2014
gelb hoch
1
unbefruchtet
27.04.2014
gelb hoch
1
im Wasser
26. Juli 2014
1
90
16,72
18.05.2014
hell flach
1
12. August 2014
1
86
21,27g
21.05.2014
hell hoch
2
unbefruchtet
27.05.2014
gelb flach
2
15. August 2014
1
80
19,22g
18. August 2014
1
83
18,92g
11.06.2014
Nigl
1
im Wasser
7. September 2014
1
88
21,87g
23.06.2014
Nigl
1
verpilzt
02.07.2014
Nigl
1
unbefruchtet
       
8
   

Schlupf:

Die Inkubationszeit beträgt zwischen 70 bis 91 Tagen. Die Eier werden von den Jungtieren am Polende geöffnet. Das Schlupfgewicht lag zwischen 15,12g und 22,3g.
Am 25. Juli 2012 schlüpfte nach 83 Tagen eine kleine Schildkröte. Im Ei befand sich noch ein toter Zwilling. Im Literaturteil dieser Homepage befindet sich ein entsprechender Artikel.

Aufzucht der Jungtiere:

Nach vielen Rückschlägen wurde die Aufzuchtsmethode 2009 nach Vorschlag von Gerhard Schaffer und Hubert Felsner geändert. Das Aufzuchtsbecken ist nun ein Plastikbehälter, welche LBH 30 x 30 x 20 cm groß ist. Der Wasserstand beträgt etwa 5 cm und ist der Größe der Nachzuchten angepasst.
Im Wasserteil befinden sich Steine und eine Efeuranke, um der kleinen c. bourreti das Erreichen der Wasseroberfläche zu ermöglichen und Halt zu geben. Die Efeuranke aus Plastik wird von den Tieren als Versteck genutzt.
Die Nachzuchten werden einzeln in dem Becken gehalten und mit kleinen Regenwürmern gefüttert.

Literatur:

Bourret, R. 1939. Notes herpétologiques sur l'Indochine française. XVIII. Reptiles et batraciens reçus au Laboratoire des Sciences Naturelle de l'Université au cours de l'année 1939. Descriptions de quatre espéces et d'une variété nouvelles. Bulletin Général de l'Instruction Publique. Hanoi. 19 (4, décembre): 5-39
Fritz, U., Ziegler, T., Herrmann, H.-W. & E. Lehr 2002. Intergradation between subspecies of Cuora galbinifrons BOURRET, 1939 and Pyxidea mouhotii (GRAY, 1862) in southern North Vietnam (Reptilia: Testudines: Geoemydidae). Faunistische Abhandlungen, Staatliches Museum für Tierkunde, Dresden 23: 59-74
Fritz, U. & Obst, F. J. 1997. Zum taxonomischen Status von Cuora galbinifrons serrata Iverson and McCord, 1992 und Pyxidea mouhotii (Gray, 1862) (Reptilia: Testudines: Bataguridae). Zool. Abh. Staatl. Mus. Tierk. Dresden 49: 261–279.
Iverson, J. B. & McCord, W. P. 1992. A new subspecies of Cuora galbinifrons (Testudines: Batagurinae). Proc. Biol. Soc. Washington 105: 433–439.
Stuart, B.L. and James Ford Parham 2004. Molecular phylogeny of the critically endangered Indochinese box turtle (Cuora galbinifrons). Molecular Phylogenetics and Evolution 31 (1): 164-177
Studbook breeding program Cuora galbinifrons (Indochinese box turtle)

Text hier: http://www.studbooks.eu/verslagen2009/Microsoft%20Word%20-%20Annual%20report%202009%20-%20Cuora%20galbi%20nifrons.pdf