Mauremys reveesii (GRAY, 1831)
Chinesische Dreikielschildkröte |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Haltung und Nachzucht der Chinesischen Dreikielschildkröte |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
von Sebastian Scholz |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Einleitung: |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Chinemys reevesii ist aufgrund ihres aktiven Verhaltens und ihrer Anspruchslosigkeit ein häufiger Terrarienpflegling. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Verbreitung: | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das Verbreitungsgebiet von Chinemys reevesii erstreckt sich über China nach Korea, Taiwan und Japan. Die Art wurde in den USA und in Kanada eingebürgert. (IVERSON 1992) |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Aussehen: |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Tiere haben einen hellbraunen bis schwarzen Carapax mit drei deutlichen Längskielen, die im Alter etwas unscheinbarer werden. Das sehr variabel gezeichnete Plastron ist schwarz, braun oder in beiden Farben gescheckt. Häufig wird es von einem gelblichen oder hornfarbenen Randstreifen im Bereich der Brücke und der Bauchschilde eingerahmt. Die Weichteile sind grau gefärbt, können aber auch helle Markierungen aufweisen. Hals und Kopf sind hinter dem Auge beginnend mit einer individuellen gelben Musterung geschmückt, die im Halsbereich in gepunktete Linien übergeht. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Erwerb der Tiere: |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Im April 1990 begann ich mit der Haltung von zwei Jungtieren. Kurz nach dem Kauf in einem Zoofachgeschäft starb eines der Jungtiere an Darmvorfall. Ein Rückmassieren des Darms war von einem Tierarzt vorgenommen worden, jedoch stülpte sich der Enddarm nach einigen Stunden wieder aus der Kloake. Da das verbliebene Jungtier ein Männchen war, kamen 1994 und 1995 je ein semiadultes Weibchen hinzu. Im Sommer 1997 wurde ein zweites Männchen der Gruppe hinzugefügt, im August 1998 ein weiteres Weibchen. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Haltung: |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Tiere werden ganzjährig in einem Zimmerterrarium mit den Maßen 200x60x60cm LxBxH gehalten. Eine Haltung im Freilandterrarium empfinde ich als nicht so zweckmäßig, da sich die Tiere oft wochenlang in der Ufervegetation vergraben. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Winterruhe: |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Im November wird die Heizung des Wasserteils ausgeschaltet und die Beleuchtungsdauer schrittweise verkürzt. Dann wird die Fütterung eingestellt. Nachdem die Temperatur überall im Terrarium auf 20°C Zimmertemperatur gesunken ist, senkt sich die Aktivität der Tiere. Wenn die Schildkröten nach ca. einer Woche ihren Darm entleert haben, werden sie nach Geschlechtern getrennt in mit feuchtem Heimtierstreu gefüllte Plastikboxen gesetzt. Diese werden dann für ungefähr zwei Monate in den Kühlschrank gestellt. Wenn die Temperaturen im Kühlschrank auf unter 7°C sinken ,graben sich die Dreikielschildkröten in das feuchte Substrat ein und verfallen in die Winterstarre. Nach etwa zwei Monaten werden die Plastikboxen mitsamt den Schildkröten aus dem Kühlschrank geholt und in eine dunkle Ecke meines Zimmers gestellt. Dort verbleiben die Tiere so lange, bis sie sich wieder aus dem Substrat ausgegraben haben. In der Regel geschieht dies innerhalb von ein bis zwei Tagen. Danach werden die Dreikielschildkröten wieder in ihr Terrarium entlassen und wieder gefüttert. Noch in der ersten Woche werden Heizung und Beleuchtung wieder eingeschaltet. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Balz und Paarung: |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nach dem Überführen in das Terrarium beginnen die Männchen mit der Balz. Balz und Paarung finden ausschließlich im Wasser statt. Die Balz beginnt mit dem Beriechen der Kloake des Weibchens. Danach stellt sich das Männchen frontal vor das Weibchen. Das Männchen kreist dann mit seinem Kopf vor dem des Weibchens und versucht einen Nasenkontakt herzustellen. Ist das Weibchen nicht paarungsbereit, wehrt es diese Versuche des Männchens zunächst mit ruckartigem Kopfschütteln, später mit Bissen ab und ergreift die Flucht. Hierbei kann es zu Verletzungen der Kopfregion des Männchens kommen. Ist das Weibchen paarungsbereit, bleibt es ruhig auf dem Boden des Wasserteils liegen und läßt einen Nasenkontakt zu. Dann dreht sich das Männchen um, so daß es mit dem Hinterteil zum Weibchen steht und beginnt vor ihr auf den Hinterbeinen zu tänzeln. Im Gegensatz zu SACHSSE konnte ich die Männchen nicht beim Zuwedeln von Duftstoffen beobachten. Aufgrund der Kaubewegungen des Weibchens beim Beriechen des Männchens, ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß hier Duftstoffe aufgenommen werden könnten. Jedoch liegen hierzu keine genaueren Untersuchungen vor, die dies belegen könnten. Nachdem dies geschehen ist, versucht das Männchen schnellstmöglich aufzureiten. Es kann durchaus vorkommen, daß das Männchen von der Seite oder von vorne aufreitet. Bei der Paarung klemmt sich das Männchen mit den Hinterbeinen an den Schwanz des Weibchens. Vermutlich dient das zum Schutze der verletzlichen Genitalien. Ist die Kopulation gelungen, fällt das Männchen ähnlich den Dosenschildkröten der Gattung Terrapene nach hinten ab und liegt mit dem Plastron nach oben. Beobachtete Kopulationen dauerten zwischen 5 und 10 Minuten. In einem Fall konnte eine etwa zwanzigminütige Kopulation beobachtet werden. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eiablage: |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eiablagen finden in den Monaten März bis Juni statt. Die meisten Eier wurden jedoch im April und Mai gelegt. Das Weibchen hebt hierzu eine ca. 12 cm Tiefe und 9 cm breite Grube aus. Es wurden zwischen 3 und 7 Eier gelegt. Sie waren hartschalig und von ovaler Gestalt. Die Breite beträgt 17 bis 19 mm und die Länge 30 bis 38 mm. RUDLOFF (1990) gibt Eigrößen von 32 bis 44 mm in der Länge und 20 bis 22,5 mm in der Breite an. Die Weibchen zeigen ihre Trächtigkeit ca. zwei Wochen vor der Eiablage durch ständiges Inspizieren des Eiablageplatzes an. Dieser wird sonst fast überhaupt nicht frequentiert. Bei meinen Tieren kann ich beobachten, daß der Eiablageplatz besonders feucht sein muß, damit das Weibchen die Eier dort ablegt. Ist das Substrat zu trocken, werden die Eier nachts im Wasserteil abgelegt und meist von den anderen Schildkröten gefressen. Aus diesem Grund bin ich dazu übergegangen, den Eiablageplatz so stark zu wässern, daß das Substrat naß ist. Die Weibchen warten dann mit der Eiablage, bis das Substrat die richtige Feuchtigkei hat und legen dann ihre Eier ab. Die Eiablagen fanden in der Regel am frühen Abend statt. Im Gegensatz zu LORENZ habe ich jedoch auch Eiablagen in den frühen Mittagsstunden beobachten können. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Inkubation der Eier: | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Im Jahre 1996 habe ich einen Teil der Eier in einem leicht feuchten Sand/Torf Gemisch bei einer Temperatur von ca. 27 °C bebrütet. Der andere Teil ist in Seramis bei ebenfalls 27 °C inkubiert worden. Nach ca. 4 Wochen verpilzten alle Eier, die im Sand/Torf Gemisch inkubiert wurden und wurden verworfen. Die Eier, die in Seramis inkubiert worden sind, trockneten aus und fielen ein. Auch diese wurden verworfen. Das Verpilzen oder Austrocknen der Eier lag vermutlich an meinem schlecht konstruiertem Inkubator oder an dem Substrat für die Eizeitigung. 1997 sind 3 befruchtete Eier bei HERBERT BECKER, Hattersheim inkubiert worden. Die Inkubationstemperatur betrug durchschnittlich 29,5 °C bei einer Nachtabsenkung um ca.5 °C. Als Substrat wurde Vermiculite verwendet. Alle drei Jungtiere schlüpften nach 84 Tagen. Die von mir bebrüteten Eier wurden in Sand bei einer Temperatur von 29°C ohne Nachtabsenkung inkubiert und waren nur zum Teil befruchtet. Zwei Jungtiere verstarben während meines Urlaubs im Ei, weil das Substrat ausgetrocknet war. Sie waren beide voll entwickelt und wiesen einen noch etwa erbsengroßen Dottersack auf. Schilderanomalien wurden nicht festgestellt. Die insgesamt 15 Eier, die 1998 gelegt wurden, bebrütete ich in einem selbst gebauten Inkubator bei einer konstanten Temperatur von 30°C. Der Brutkasten besteht aus einer Styroporkiste, in die ein mit Aluminiumfolie umwickelter 50 W starker Aquarienheizstab gelegt wurde. Dieser ist mit einer 5cm dicken Sandschicht bedeckt, die immer feucht gehalten wird. Darauf sind die in Heimchendosen in feuchtem Vermiculite eingebetteten Eier gelagert. Unter diesen Umständen lag die Inkubationszeit mit 61 bis 67 Tagen deutlich unter der im Vorjahr. Von den 15 Eiern waren 3 nicht befruchtet und wiesen im Gegensatz zu den befruchteten Eiern keine Bänderung auf. Aus den restlichen 12 Eiern Schlüpften Jungtiere, wovon zwei Tiere Schilderanomalien aufwiesen. Eines davon war zusätzlich noch deformiert und konnte nicht schwimmen. Es wurde gesondert aufgezogen, ertrank jedoch ungefähr zwei Wochen nach dem Schlupf bei einem Wasserstand von 2cm. Ein anderer Schlüpfling starb an einer Verletzung am Auge, die wohl auf Bisse der anderen Schlüpflinge zurückzuführen ist. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Aufzucht der Jungtiere: |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nach dem Schlupf wiesen die Jungtiere von 1997 Carapaxlängen zwischen 2,2 und 2,5cm auf. Das Gewicht der drei Nachzuchttiere des Jahres 1997 betrug 6,00g, 6,16g und 6,14g. Das Gewicht der Schlüpflinge von 1998 wurde nicht gemessen. Im Habitus ähneln sie adulten Weibchen. Die Köpfe sind allerdings überproportional groß und erinnern an das Kindchenschema. Auch die Schwänze sind extrem lang und erreichen fast die Carapaxlänge. Die Jungtiere wurden nach dem resorbieren des Dottersacks in ein 40 x 25 x 25 cm großes Aquarium gesetzt. Der Wassserstand betrug 5 cm. Um den anfänglich sehr scheuen Jungtieren etwas Deckung zu gewähren wurden viele Wasserpflanzen (Microphyllum spec.) in den Wasserteil eingebracht. Den Landteil bildete ein Stück Korkrinde oder eine Moorkienwurzel. Ein 50W starker Heizstab erwärmte das Wasser auf ca. 28 °C. Das Korkrindenstück wurde von einem 100W starken Spotstrahler beleuchtet. Dadurch wurden Temperaturen von ca. 30°C auf dem Landteil erreicht. Auf Bodensubstrat wurde aus hygienischen Gründen verzichtet. Auch auf eine Filterung mußte in den ersten Monaten wegen der entstehenden Strömung verzichtet werden. Nach spätestens 3 Tagen begannen alle Tiere mit der Nahrungsaufnahme. Zuerst wurden rote Mückenlarven, später dann Pellets und Kleine Fische aus dem Frostfutterhandel angeboten. Mit dem Wachstum der Jungtiere wurde der Wasserstand auf 20cm erhöht. Die Jungtiere sind schnellwüchsig und robust. Während der Aufzucht sind keine Komplikationen aufgetreten. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Danksagung: |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Dank gebührt vor allem Herrn Herbert Becker, Hattersheim, der mir seit meiner Mitgliedschaft in der DGHT mit unzähligen Tips und Tricks sehr geholfen und die Eier meines Chinemys reevesii Weibchens im Jahre 1997 inkubiert hat. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Literatur: |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
IVERSON, J. B.(1992): A Revised Checklist with Distribution Maps of the Turtles of the World LORENZ, W (1983): Weitere Beobachtungen bei der Zucht der Chinesischen Dreikielschildkröte,Chinemys reevesii GRAY. - Die Schildkröte (Haar), 5 (1/2): 4-17. RUDLOFF, H-W (1990): Schildkröten - Urania Verlag SACHSSE, W (1975a): Jährliche Nachzucht beider Chinesischen Dreikielschildkröte, Chinemys reevesii, unter teilweise geschützten Freilandbedingungen in SW-Deutschland. - Salamandra, 11(1): 7-19. -(1975b): Chinemys reevesii var. unicolor und Clemmys bealei var. quadriocellata - Ausprägung von Sexualdimorphismus der beiden „Nominatformen“. -Salamandra 11 (1): 20-26. SCHAEFER, I (1981): Haltung und Nachzucht der Chinesischen Dreikielschildkröte Chinemys reevesii. -Die Schildkröte (Haar), 3 (4): 16-27. -(1983): Aufzucht von Chinemys reevesii mit Beobachtungen über unterschiedliche Entwicklungen zwischen Männchen und Weibchen. - Die Schildkröte (Haar), 5 (1/2): 19-32. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Materialanhang: |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Größe der Adulti im Sommer 1998 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eigrößen der beiden Weibchen im Vergleich |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wachstum der Nachzuchttiere von 1997 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zusammenfassung aller Eiablagen: |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||