Herber-t-ologische Reise nach Florida 2004

Florida – die Salatschüssel Amerikas, das Winterparadies der reichen Nordamerikaner, die als snow birds bezeichnet werden und jeweils im Oktober aufbrechen, um in warmen Gefilden der Kälte zu entfliehen.
Und nun auch die Familie Becker. Als wir im Frühjahr 2004 überlegten, wo wir unseren Urlaub verbringen sollten, empfahl uns mein Arbeitskollege Wolfgang Poenitz, nach Florida zu fahren. Dort sei es wunderschön und auch im Herbst noch sehr warm. Die erste Saat war gelegt. Wolfgang schaute dann auch nach entsprechenden Unterkünften und zeigte mir wenig später die Rainbow – Villa der Familie Ottmüller im Internet. Ein Traum!
Die Begeisterung der Familie war riesengroß und die Planung wurde konkreter. Wolfgang half uns dann auch noch, den Flug und das Leihauto zu buchen. Mit Delta Airlines sollte es von Frankfurt nach Atlanta gehen, weiter über Fort Myers und dann nach Cape Coral. Unser erster USA Aufenthalt vom 15.10. bis 30.10.2004 war nun perfekt.
Doch was für eine Stadt war eigentlich Cape Coral? Das heute 300 qkm große Cape Coral war ursprünglich Marschland, teilweise mit Kiefern und Palmettosbedeckt. Außer Jägern und illegalen Schnapsbrennern war hier keine Menschenseele anzutreffen.
Im Jahre 1958 haben die Brüder Jack und Leonard Rosen das Land erworben und mit der Erschließung begonnen. Wasserstraßen in einer Länge von 640 km wurden ausgehoben, deren Aushub gleichzeitig als Füllmaterial diente, um das Marschland trocken zu legen. Ein meisterhafter Lageplan war angelegt, mehr als einhunderttausend Grundstücke vermessen, Versorgungsleitungen gelegt und über 2.700 km Straßen geteert.
Der heute sechs Fahrspuren breite Del Prado Boulevard war nicht einmal befestigt und diente als Landebahn für die eingeflogenen Kaufinteressenten. Ein Bauplatz (nicht unter 1000 qm) wurde ab 900 Dollar verkauft und im ersten Jahr erreichte der Umsatz durch Grundstücksverkäufe insgesamt 9 Millionen Dollar.
Gebaut wurde zuerst im Südosten Cape Corals, entlang des Caloosahatchee Flusses, in der Gegend des heutigen Yachtclubs. Die Häuser waren meist einfach gebaut mit zwei bis drei Schlafzimmern und offener Garage.
Die ersten Ansiedler von 1958 mussten noch über 30km fahren, um ein Dutzend Eier zu kaufen. Doch bald entstand das erste Einkaufszentrum, das heutige Town Center am Cape Coral Parkway.
1964 gab es einen weiteren Boom. Die zweispurige Cape Coral Brücke wurde eröffnet und somit war der Südzipfel der Halbinsel direkt mit Ft. Myers verbunden. Ein Jahr später zählte man täglich bis zu 500 Bauplatz-Kaufinteressenten.
1970 wurde Cape Coral zur Stadt erklärt. Die Einwohnerzahl war auf 11.470 angewachsen. Heute leben über 125.000 Menschen hier, alle bunt zusammengewürfelt aus verschiedenen Teilen Amerikas. Natürlich auch viele Europäer, vor allem Deutsche und Engländer. (entnommen aus http://www.florida-traumvilla.de)
Über 14 Stunden nach unserem Start in Frankfurt landen wir in Fort Myers. Wir treten aus dem klimatisierten Flughafen und werden vom warmen Klima erfasst. Zu Hause ist es schon Herbst mit Temperaturen unter 10 Grad, hier scheint die Sonne und es ist 25 Grad warm. Unfassbar schön. Der Leihwagen wird abgeholt und es sind nur circa 40 min. bis zu unserer Rainbow Villa in Cape Coral. Sie ist tatsächlich so schön wie auf den Internetbildern. Wir sind begeistert. Alex wartet schon auf uns, zeigt uns das Haus und gibt uns die Schlüssel. Unser erster Tag in den USA. Wir sind müde, schließlich ist es schon 03:00Uhr in Deutschland, hier aber erst 21:00Uhr – die Zeitverschiebung.

Am nächsten Morgen sind wir alle schon um 07:00Uhr wach und munter. In Ruhe schauen wir unser Haus an, in dem wir die nächsten zwei Wochen wohnen. Und schon die erste herpetologische Entdeckung. Im Windfang des Hauses sitzt ein kleiner Anolis, Anolis sagrei sagrei.
Unseren ersten Tag verbringen wir am Pool und ruhen erst mal aus.

Aber auch die Vegetation im Garten ist umwerfend. Hibiskus, Palmen. Was wir zu Hause mühsam am Wohnzimmerfenster oder im Gewächshaus pflegen, wächst hier im Garten.

Wir haben Pläne – was wollen wir alles sehen? Die Everglades, Disney World, Cape Kenedy, Universal Studios, Sanibal Island, das Edison Museum, Key West, Miami, das Dali Museum in St. Petersbourg, Venice, Delphine, Schildkröten, Manatees. Jeder hat andere Wünsche und uns wird langsam klar, dass zwei Wochen eigentlich nicht ausreichen.  Also müssen wir einen Plan machen und auch Zeiten zum Ausruhen einbauen.
Am nächsten Tag geht es erst mal nach Sanibal Island und Captiva. Die beiden Inseln gehören zu den Barrier Islands, den vorgelagerten Inseln an der Mündung des Caloosahatchee River bei Ft. Myers und Cape Coral. Sie sind die einzigen, die über eine Straße mit dem Festland verbunden sind. Für die Benutzung muss man Maut bezahlen.
Hier sind die Hausstrände von Cape Coral.  Aber wir fahren erst mal nur über die Insel. Der letzte Hurrikan Ivan hat hier schlimm gewütet und vieles ist noch zerstört. An allen Ecken und Enden arbeiten die Menschen, um ihre Häuser wieder instand zu setzen oder umgeknickte Bäume wegzuräumen. Was sage ich - Bäume – natürlich Palmen.
Unser erster Strand ist am Leuchtturm im Süden der Insel. Am Parkplatz entdecken wir ein Schild:

Gopherschildkröten! Die möchte ich gerne im Freiland beobachten, das wäre ein Höhepunkt des Urlaubs.
Der Strand ist sehr schön und man hat wirklich Platz.
 
 
Aber auch Muschelsucher fühlen sich auf den Inseln wohl. Die Inseln gelten als das beste Muschelrevier der ganzen USA.
Sanibal Island ist nicht nur Strand, es ist eine sehr naturnahe Insel, die ihre Gäste zum Radfahren einlädt, um ihre Schönheit richtig zu entdecken. Mitten auf der Insel ist das Schutzgebiet der J.N."Ding" Darling National Wildlife Refuge, eine Mangrovenlandschaft ähnlich den Everglades. Diese bedeckt fast die Hälfte der Insel. Es lohnt sich nicht nur zu den Öffnungszeiten den Park zu besuchen. Gerade auch später, in ruhigeren Stunden, ist es sehr schön. In Büschen, Sträuchern und an den Bäumen sieht man so manches Reptil, welches sich nun ungestört aufwärmt.

 
Aber uns wird noch eine weitere Sehenswürdigkeit geboten. Plötzlich taucht eine Waschbärenfamilie auf und steigt gemütlich auf eine Palme, um dort die Früchte zu fressen.

Florida ist aber auch für seine Vögel berühmt, auch diese kann man bei der Rundfahrt im Ding Darling Nationalpark sehen, dazu aber später mehr.

Sanibal Island ist ein Muss für jeden, der Florida besucht!!!!


Als erstes wollen wir mal die nähere Umgebung erkunden und was liegt näher, als einen Ausflug nach Fort Myers zu machen. Hier „überwinterten“ Thomas Alva Edison und Henry Ford.
Das Edison Home ist die größte Attraktion Fort Myers. http://www.efwefla.org/
Thomas Alva Edison hat in seinen produktivsten Jahren um 1880 im Schnitt alle zehn Tage ein neues Patent angemeldet. Er erfand nicht nur die Glühbirne, seine berühmteste und bekannteste Tat, sondern auch die Säurebatterie, das Grammophon, das Mikrophon und die Filmkamera. Aber auch so alltägliche Dinge wie das Wachspapier oder das Klebeband gehen auf sein Erfinderkonto.
Über Henry Ford, ein Freund von Edison und Erfinder des Fließbandes und damit der Tin Lissy,  muss man nicht viel sagen.
Schon vor unserer Abreise war klar – Florida ohne einen Park geht nicht. So sind Anisa und Dominic Feuer und Flamme, als wir nach Disney World in Orlando fahren. Das bedeutet frühes Aufstehen eine vierstündige Autobahnfahrt. Als wir über die mittlere Brücke fahren, sehen wir am Straßenrand eine große braune Schildkröte sitzen, eine Gopher. Doch wo anhalten, Bilder machen, alles unmöglich. Wir haben eine Gopher gesehen, konnten sie aber nicht fotografieren. Wir hofften natürlich, weitere zu sehen.
Ich denke, man muss hier nicht über Disney World berichten, aber neben den Attraktionen bietet der Park auch botanische Schönheiten:

Die Rückfahrt ist sehr lang und anstrengend. Wir haben uns etwas übernommen und man sollte einen solchen Ausflug nicht als Tagesreise unternehmen. Es hat uns aber in dem Park so gut gefallen, dass wir unbedingt auch die Universal Studio Parks sehen wollen.
Heute ist eine Ruhetag angesagt. Sanibal Island ist unsere Badeinsel. Nach dem Strand am Leuchtturm wollen wir weitere Strände entdecken. Wir fahren in die Mitte der Insel und entdecken „unseren“ neuen Lieblingsstrand. Durch eine kleine Ausbuchtung ist dieser Strand in zwei Teile geteilt. Er ist noch idyllischer und es ist noch weniger los.

Und es gibt überall Muscheln. Es sind wunderschöne Exemplare dabei.
Einige Menschen sammeln diese.
Am Strand sehen wir auch wieder viele Vögel. Man muss den majestätischen Flug von Pelikanen schon selbst gesehen haben, die man an den Stränden von Sanibal Island beobachten kann.

Was ist das? „Dolphins, Dolphins“ rufen die Leute. Wir gehen zum Ufer und tatsächlich - freilebende Delphine, die in den Wellen spielen. Was für ein Erlebnis!
Wieder ist ein ereignisreicher Tag vorbei und wir machen uns Gedanken, was wir am nächsten Tag unternehmen wollen. Immer schön abwechselnd, ein Tag Ausflug, ein Tag Strand oder Pool. Morgen ist wieder ein Ausflug dran.
Wir haben in verschiedenen Prospekten gelesen, dass es rund um Naples sehr schön sein soll und es dort eine Menge zu sehen gibt. Einerseits den Naples Zoo und Caribbean Garden, ein Teddybärmuseum und für mich – den Everglades Wondergarden, einen kleinen Reptilienzoo.
Wir beginnen mit dem Teddybärmuseum. Anisa ist total begeistert. Tausende verschiedene Bären sind hier auf überschaubarer Fläche zu bewundern.

Doch es treibt uns weiter – ich will in den Reptilienzoo. An der alten 41, zwischen Bonita und Naples liegt dieser an einem kleinen Fluss. Der privat geführte Zoo hat eine Vielzahl verschiedener Tiere. Man kann ihn alleine begehen, aber auch an Führungen teilnehmen. Die Attraktionen sind eine Alligatorbrücke, über die man gehen kann, sowie eine Ottershow. Abseits der Wege findet man aber auch Schildkröten. In einem Gehege befindet sich ein Sammelsurium diverser Wasserschildkröten, direkt gegenüber eine „Badewanne“ mit einer Schnappschildkröte.
Etwas weiter kommt man dann an die eigentliche Attraktion, das Gophergehege. Nun sollte man davon ausgehen, dass sich diese Schildkröten auch vermehren, es ist ihr Klima, ihr Land. Und tatsächlich, auf Nachfrage bringt mir ein sehr netter Mitarbeiter ein Nachzuchttier, auf das sie besonders stolz sind. Also, wenn schon nicht im Freiland, so halt im Zoo – Foto frei.
Ich bin „abgetaucht“ und merke nicht, dass der Rest meiner Familie weitergegangen ist und mich in der Zwischenzeit sucht. Ein Mitarbeiter bemerkt dies und fragt Gina: Are you looking for your husband? He is still at the turtles.Nach erfolgreicher Familienzusammenführung kann es weitergehen. Der Zoo in Naples steht noch auf dem Programm. Wir kommen spät an und müssen uns beeilen. Vor dem Zoo gibt es eine Art Stadtpark mit einem kleinen See. Man kann dort Futter kaufen und die Schildkröten im See füttern.
Aber auch der Zoo ist interessant und verdient seinen Namen als Mischung aus Zoo und botanischem Garten.

Wer Näheres darüber erfahren möchte, kann die Internetseite besuchen: http://www.napleszoo.com/
Wir haben wieder Kraft getankt und setzen nun unseren Plan um, zu den Universal Studios zu fahren. Dafür planen wir nun einen Zweitages Ausflug ein und verbinden diesen mit einem Besuch des Kennedy Space Centers.
Auch die Universal Studio Parks sind sehenswert und bieten neben vielen Attraktionen auch botanische Höhepunkte.

Nach dem Besuch des Parks fahren wir weiter Richtung Kennedy Space Center und suchen uns in der Nähe eine Übernachtungsmöglichkeit. Am nächsten Morgen geht es dann zum Space Center. Alle sind aufgeregt, die Mondlandefähre und die Saturnrakete zu sehen. Wir nehmen das große Besichtigungspaket und bereuen es nicht.
Aber auch herpetologisch bietet das Space Center einiges. Dadurch, dass es sehr abgeschottet ist, gibt es auch große Freiflächen. In den Tümpeln sieht man Alligatoren und Schildkröten, allerdings aus weiter Entfernung. Doch am Memorial Denkmal in dem kleinen Teich – Weichschildkröten, Apolonia ferrox.
Auf unserer Rundfahrt zur Saturnrakete sitzen auf einer kleinen Anhöhe zwei Gopherschildkröten. Der Bus ist zu schnell, fotografieren unmöglich. Nur 500m später stoppt der Bus, ich renne sofort raus und Richtung Gopherschildkröten. Sie sitzen aber in einer Schutzzone und bewaffnetes Personal achtet darauf, dass die Besucher nur auf den vorgeschriebenen Wegen bleiben. Ich kann sie nicht überzeugen, mich durchzulassen. Wieder nichts, wieder kein Foto, aber wir haben zum zweiten mal Gopher in der Natur gesehen.
Vor der kleinen Ausstellungshalle, in der ausgestopfte, hier heimische Tiere werden, finde ich eine weitere Echse, winzig klein.
Am späten Nachmittag geht es zurück zu unserem Haus in Cape Coral, wir haben eine circa fünfstündige Autofahrt vor uns. Es war ein anstrengender, aber schöner und lohnenswerter Ausflug. Bei den Besuchen in den Parks sollte man möglichst eine Kreditkarte dabei haben. Die Eintrittspreise sind wahnsinnig hoch, und das bei dem günstigen Dollarkurs. Aber wir sind im Urlaub und haben viel erlebt.
Als wir zu Hause ankommen, finden wir direkt am Pool einen winzig kleinen Frosch. Als wir die Terrassentür öffnen, springt er direkt ins Wohnzimmer. Also Foto raus und dokumentieren.
Der gestrige Tag war sehr anstrengend. Wir legen eine Pause am Pool ein und überlegen, was wir am nächsten Tag machen wollen. Manatees, die Seekühe aus Florida. Wolfgang Poenitz hat uns erzählt, dass man die Tiere unter Umständen vom Boot aus sehen kann.
Sie ziehen sich Ende Oktober / Anfang November in die wärmeren Flachwasserzonen der Flüsse am Golf von Mexico zurück, um darin zu überwintern. Manatees vermehren sich sehr langsam Zusätzlich werden jedes Jahr viele Tiere durch Zusammenstöße mit Motorbooten getötet oder in den Schleusen der Kanäle zerquetscht. Die größte Bedrohung für die Manatees ist allerdings die zunehmende Reduzierung ihres natürlichen Lebensraumes. Wir haben gelesen, dass es in Fort Myers ein Manatee Zentrum geben soll, welches auch Beobachtungsfahrten macht. http://www.manateeworld.com/ Also nichts wie hin.
Leider haben wir nicht das Glück, ein freilebendes Manatee zu sehen. Die Bootsfahrt ist aber trotzdem schön und das Center sehr interessant und lehrreich.
Unser letzter großer Ausflug soll uns in die Everglades führen. Florida ohne Luftkissenboot, ohne Alligatoren in der Natur, das geht nicht. Also entlang der neuen 41 in Richtung Süden. Am Anfang der westlichen Everglades ist eine Station, wo wir uns mit Informationen versorgen.

Wie überall in Florida bekommen wir bills, mit denen Rabatte offeriert werden. 10$ off, das ist schon was, allerdings fällt dies bei den horrenden Preisen nicht auf. Egal, auf zum Boot.
Mit dem Luftkissenboot geht es teils gemütlich, teils in rasender Geschwindigkeit durch die Kanäle der Mangrovenwälder.  Wieder sehen wir viele Tiere, z.B. einen Weißkopfseeadler, der auf einem Baum einen Fisch verspeist.

Und endlich auch freilebende Alligatoren.
Noch eine weitere Attraktion wartet auf uns: Mit einem großen Schiff raus auf´s Meer, Delphine beobachten. Erst mal sehen wir die vielfältige Ornithologie.
Und endlich sehen wir sie, Delphine. Verspielt wie sie sind, tauchen sie in der Bugwelle des Schiffes hin und her. Ein grandioses Schauspiel. Der Kapitän des Schiffes sagte: „Das ist Natur, hier sehen Sie mehr als in jedem Delphinarium“ Wie recht er hat.


Unser Urlaub neigt sich dem Ende zu. Wir haben viel erlebt und gesehen. Dabei sind wir total braun geworden. Florida hat unser Herz im Sturm erobert und wir fahren traurig nach Hause. Zum Abschied sehen wir noch ein paar Delphine von der Brücke aus, die Fort Myers mit Cape Coral verbindet.  Es ist bestimmt nicht unser letzter Besuch hier auf der Sonnenseite des Lebens. Wir haben zwar  Gopherschildkröten im Freiland gesehen, konnten aber keine Bilder machen. Vielleicht das nächste Mal.